Das erste Gutachten datiert vom November 1976, die Untersuchungen für ein Ergänzungsgutachten wurde dieser Tage vorgenommen. Die Differenzen zwischen dem Ingenieurbüro Kiehne und der Stadt Alfeld um den Bau des Sportplatzes in Warzen sind immer noch nicht beigelegt. Nach wie vor beharren Stadt und auch der TSV Warzen auf einen Neubau, sie wollen einen Platz, auf dem sich keine großen Wasserflächen bei jedem starken Regen bilden, die Sportler verlangen ein Spielfeld, auf dem auch im Winter Punktspiele ausgetragen werden können.

Die Stadt ist für die Instandhaltung von zwölf Sportplätzen verantwortlich, es kommen keine Klagen, nur die Warzer haben es langsam satt, immer noch Leidtragende eines Streits zwischen dem Ingenieurbüro und der Stadt Alfeld zu sein. Sie wollen nun endlich eine Entscheidung. Die übrigen Plätze in der Stadt befinden sich wenige Wochen vor Beginn der neuen Fußball-Spielrunde in gutem Zustand, nicht zuletzt dank fachmännischer Pflege durch Bedienstete der Stadt, die auch über die notwendigen Geräte, wie einen großen Rasenmäher, verfügt.

Kurz nach Fertigstellung des Warzer Platzes, dessen Einweihung mit großer Begeisterung gefeiert wurde, traten die ersten Mängel auf: Trotz Drainage floß das Wasser nach starken Regen nicht ab. Auf dem Platz bildeten sich immer wieder große Lachen, die Stadt gab den Platz für Spiele nicht frei oder die Schiedsrichter lehnten ab, das Spiel anzupfeifen. Was blieb den Warzern übrig, als auf andere Plätze auszuweichen. Das hätten sie auch ohne Erneuerung und hohe Investitionen haben können!

Der vereidigte Sachverständige für Sportplatzbauten, Heiner Pätzold-Osnabrück, wurde von der Stadt eingeschaltet. Ein Gutachten wurde für ein Beweissicherungsverfahren in Auftrag gegeben. Das umfangreiche Ergebnis kurz gefasst: Durch eine falsche Zusammensetzung der Rasentragschicht dringt kein Wasser bis zur Drainage vor, das Wasser bleibt in den Fertigrasen, der sich mit der Rasentragschicht nicht verbunden hatte und wie ien Teppich auf dem Boden lag. Die Folge: Der Rasen vertrocknete stellenweise und verschwand vollkommen. Daß kein Wasser durchdrang bis zur Drainage, erkannte der Sachverständige daran, dass bei starkem Regen kein Tropfen aus der Drainage am Spielfeldrand abfloß. Pätzold befürwortete daher eine Erneuerung der Rasentragschicht, um einen durchgreifenden Erfolg zu erreichen.

Das Planungsbüro bot der Stadt ein sog. Schlitzverfahren an, sie lehnte aber zunächst ab und schrieb die Erneuerung des Platzes aus. Das billigste Angebot lautete über 150.000 Mark. Um eventuell diese hohen Kosten zu umgehen und auch jedes Mittel anzuwenden, dass eine Besserung verspricht, wurde das Schlitzverfahren angewandt: 15 bis 18 cm tiefe Schlitze auf dem Platz wurden angebracht und mit einer Art Kies gefüllt. Die Frage war nun: Ist seit 1977 eine Besserung eingetreten? Stadt und Verein sagen eindeutig „nein“.

Daraufhin beantragte die Stadt nunmehr eine Ergänzung des Beweissicherungsverfahren mit dem Auftrag an den Sachverständigen, folgende Fragen zu beantworten:

– Hat das Schlitzverfahren eine Besserung gebracht?
– Bleibt der Gutachter bei seiner ersten Entscheidung?
– Welche Kosten entstehen, um den Platz in den Zustand zu versetzen, dass er auch im Winter bespielbar ist?

Sollte das Ingenieurbüro Gutachten und Ergänzung nicht anerkennen, muss eine gerichtliche Entscheidung herbeigeführt werden.

Eins steht aber fest: Der TSV Warzen wird sich noch weiter gedulden müssen. Zunächst muss der Gutachter seine Arbeit abschließen. Dann wird versucht, eine Einigung zwischen Stadt und Ingenineurbüro herbeizuführen. Wenn dies nicht gelingt, steht ein Gerichtsverfahren an.

Und das wird auch seine Zeit dauern, bis hier ein Urteil gefällt wird. Der Platz in Warzen wird nicht gesperrt, soweit es das Wetter zuläßt, sollen hier Spiele ausgetragen werden. Aber die Warzer sehen es schon kommen: Werden der Herbst und Winter von großen Niedeschlägen begleitet, wird ein Ausweichen unumgänglich werden, d.h. die Platzeinnahmen gehen flöten und weitere Kosten durch Fahrten zum Nachbarn entstehen.

Und immer noch kein Ende der Zustände in Sicht (AZ: 09.08.1979).