Fußball: So viele Helfer sind für die Realisierung eines Heimspieltags vonnöten
Alfeld. (AZ Bericht von David Paasche)
Platzbau, Getränke- und Grillgutverkauf, die Besetzung der Tageskasse und weitere logistische Aufgaben – der Aufwand, eine Fußball-Punktspieltag umzusetzen, ist immens. Die AZ hat beim TSV
Warzen nachgefragt, wie viele Personen neben den beteiligten Mannschaften und dem Schiedsrichtergespann für einen reibungslosen Ablauf des Spielbetriebs nötig sind.
Viel Zeit und Mühe für ein sattes Grün
„Wir sind froh, dass wir immer noch derartig viele Mitglieder und Freunde des Vereins haben, auf die wir zählen können“, sagt TSV-Vorsitzender Detlef Schwarz. Damit überhaupt an einen vernünftigen Spielbetrieb zu denken ist, muss zunächst einmal die Spielfläche vorbereitet werden. „Nach einer längeren Fußballpause – in der Regel zu Beginn der Saison und nach der Winterunterbrechung – muss zunächst einmal der Platz vermessen werden“, erklärt Schwarz. So würden mithilfe von Maßband und Schnüren die Spielfeldbegrenzungen ausgemessen und sichtbar markiert, ehe mit der Kreide- oder Sprühfarbenkarre die Linien gezogen würden und der Platz geschleppt werde. „Dafür sind schon drei oder vier helfende Hände sinnvoll. Das schafft man allein nicht“, so Schwarz weiter.
Die wöchentliche Rasenpflege wird beim TSV Warzen, so wie bei vielen Vereinen, von einer Person erledigt. So kümmert sich Platzwart Henning Möhle darum, dass das Grün ein- bis zweimal wöchentlich gemäht wird und die Linien vor den Heimspieltagen nachgezeichnet werden. „Wir dürfen hier den Rasenmäher vom Gasthof Ruhland nutzen, das hilft uns sehr“, erklärt Schwarz. Bei der Platzpflege ist Möhle perfektionistisch. „Ich investiere gern viel Zeit. Inzwischen weiß ich auch ganz genau, welche Dinge ich beachten muss, damit der Platz vernünftig aussieht“, betont er. Zwar hätte Möhle Stellvertreter. „Am liebsten kümmert sich Henning aber selbst um ‚seinen Platz‘“, ergänzt Vereinschef Schwarz.
Logistische Herausforderungen lösen
Eine weitere große Aufgabe besteht im Einkauf von Grillgut und Getränken. Im TSV Warzen sind Lars und Mirco Ahrens für diesen logistischen Aufgabenbereich zuständig. „Man muss schon im Blick haben, dass immer alles vorrätig ist und zugleich zügig verbraucht wird“, erklärt Lars Ahrens. Dafür seien Erfahrungswerte und eine regelmäßige Kommunikation mit den verschiedenen Sparten wichtig. „Für viele Vereine, so auch für uns, stellt der Spieltag dann eine große Herausforderung dar“, erklärt Schwarz. So müssten neben jeweils zwei Personen in den Bereichen des Getränke- und Grill-Services auch ein Kassierer – und ab der 3. Kreisklasse zudem ein vereinseigener Schiedsrichter organisiert werden. „Wir besetzen die nötigen Posten jeweils durch Mitglieder des Vereins – oftmals auch aus anderen Sparten“, erklärt der Vorsitzende.
Den Bedarf an Ehrenamtlichen zu decken stelle sich allerdings von Jahr zu Jahr schwieriger dar. „Im aktiven und passiven Bereich finden sich immer weniger Menschen, die bereit sind, ihre zeit
ehrenamtlich einzusetzen. Oftmals sind es ehrlicherweise auch dieselben Gesichter, die dieselben Aufgaben übernehmen“, moniert Schwarz. Viele Mitglieder seien – völlig unabhängig vom TSV
Warzen – gewohnt, dass alles reibungslos funktioniert. „Gleichzeitig sind aber immer weniger Menschen bereit, einen Beitrag zu leisten. Das erschwert die Situation enorm und ist mit Blick in die
Zukunft bedenklich“, meint Schwarz. So würden sämtliche Arbeiten – darunter zählen auch Wartungsarbeiten in den Kabinen, das Bepflanzen der Beete oder weitere Instandhaltungsarbeiten der
Sportanlage – als Selbstverständlichkeit angesehen. „Ich habe das Gefühl, dass wir da gesellschaftlich gegensteuern müssen. Das Ehrenamt ist eine wichtige Säule, die aber auch gelebt werden muss“, so Warzens Vorsitzender.
Identifikation erzeugen
In Schwarz‘ Augen sei der Kampf um den ‚kleinen Fußball‘ im ländlich-dörflichen Bereich ein „harter Kampf“, der sich jedoch lohne. „Zum Glück verfügen wir noch über einen harten Kern an Fußball- respektive Sportverrückten, die ihre Zeit gerne investieren“, sagt er. Wichtig sei aber auch, diese Menschen wertzuschätzen und zu entlasten. „Dafür muss man andere Menschen gewinnen – das funktioniert am besten mit der Identifikation mit einem Verein“, weiß der Experte. Mit Blick auf die kommenden Jahre, da ist sich Schwarz sicher, müssen in jedem Verein aktiv ehrenamtliche Helfer gewonnen werden. „Die Gemeinschaft und das Miteinander sind tolle Werte. Außerdem gehört der Fußball zum Dorf wie die Bratwurst zum Spiel“, so der TSV-Vorsitzende abschließend.
Kommentar: Anpacken lohnt sich!
Rund 20 Menschen sind mindestens vonnöten, um den Spielbetrieb eines dörflichen Vereins aufrechtzuerhalten. Das zeigt das Beispiel des TSV Warzen auf anschauliche Weise. Damit die
kleinen, dörflich geprägten Vereine aber nicht still und leise von der Fußballkarte verschwinden, bedarf es frischer Gesichter – und jede Menge Idealismus des „harten Kerns“.
Der Sportplatz ist noch immer ein wichtiger gesellschaftlicher Treffpunkt. Dort wird gefachsimpelt, gemeinsam bei einem Kaltgetränk Fußball geschaut oder über die Sorgen und Freuden des Alltags geklönt. Kurzum: Ohne die Sportplätze dieser Region wäre unser gesellschaftliches Leben deutlich ärmer.
Daher scheint es umso wichtiger, die ehrenamtliche Arbeit anzuerkennen – und zugleich zu überlegen, ob man nicht selbst einen kleinen Beitrag leisten kann und möchte. Selbstverständlich bedeutet ehrenamtliche Arbeit immer auch eine gewisse Verpflichtung. Dabei handelt es sich allerdings um einen Beitrag zum Allgemeinwohl, der neben dem Leben anderer Menschen auch das eigene Leben bereichern kann. Anpacken lohnt sich – davon bin ich überzeugt.