Initiative des TSV Warzen zur Integration von Flüchtlingen

Auf dieser Erkenntnis basierte das Engagement des TSV Warzen, als man sich Mitte letzten Jahres entschied, interessierten Flüchtlingen aus den unterschiedlichsten Bürgerkriegsländern den Einstieg in unsere Gesellschaft zu erleichtern und Kontakte in ihrer neuen Umgebung zu knüpfen.
Wie geht so etwas leichter als über die Sportart, die wohl jeder Junge von Kindesbeinen auf allen Plätzen der Welt spielt : Fußball.
Begonnen hat das Ganze im September 2015. Nach Kontaktaufnahme unseres Vorstandes mit dem Flüchtlingsbeauftragten Horst Urbanke wurden 10 Flüchtlingsbewohner aus der Unterkunft an der Hannoverschen Straße eingeladen, an einer Trainingseinheit unserer Herren auf dem Sportplatz teilzunehmen. Vivien Rößler, als weitere Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, war und ist von Anfang an begleitend dabei.
Nach anfänglicher Schüchternheit waren die jungen Männer mit vollem Eifer dabei und spielten sich die Bälle schon recht passabel zu. Und dies, obwohl sie nur recht dürftig ausgestattet waren, einige spielten barfuß, andere in Straßenschuhen. Trotzdem konnte man ihnen deutlich die willkommene Abwechslung zu ihrem Alltag ansehen.
Direkt neben unseren Mannschaften spielend, fiel uns jedoch eines am meisten auf: im Vergleich sind die zumeist schwarzen Spieler erheblich schlanker als wir. Dies stellte sich aber nicht als Nachteil heraus, wie wir später sehen sollten.
Das größte Problem zu Beginn und auch jetzt noch ist die Kommunikation. Wenn auch einige ein paar Wörter deutsch sprechen können, ein paar andere ein wenig englisch, so ist es doch mehr die Unterhaltung mit „Hand und Fuß“, die bisher eine eher nur simple Verständigung ermöglicht. Hier muss man sehr darauf achten, dass man seine Gestik und auch Körpersprache teilweise mit einem Lächeln verbindet, damit keine Missverständnisse aufkommen und schon gar keine Beleidigung interpretiert werden kann. Anhand von Bildern werden Spielabläufe erklärt, weil diese eindeutig und für alle verständlich sind.
Offensichtlich scheint sich das Engagement des TSV positiv herumgesprochen zu haben, denn seit Beginn der Hallensaison kommen bis zu 20 Flüchtlinge zum Training. Es findet jeden Dienstag ab 16:45 h in der Sporthalle in Gerzen statt. Diese wird uns entgegenkommenderweise von der Stadt Alfeld kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auch stadtübergreifend erfährt unsere Initiative viel Beachtung. So besuchte uns ein Vertreter des Kreissportbundes und erkundigte sich direkt vor Ort nach den Fortschritten unserer Neubürger.
Durch die Bereitstellung von Fahrzeugen von Feddersen Automobile und der Autogalerie Alfeld ist es möglich, die jungen Fußballer aus ihren Unterkünften zum Training nach Gerzen abzuholen und anschließend auch wieder nach Hause zu bringen.
Ein herzliches „Dankeschön“ für diese Unterstützung an die Geschäftsführer der beiden Firmen. Manchmal aber reicht selbst die Kapazität der „Bullies“ nicht aus, so dass noch das eine oder andere Privat-Auto zusätzlich zum Einsatz kommen muss.
Fairerweise müssen an dieser Stelle noch die großzügige finanzielle Starthilfe der Egidius-Braun-Stiftung, sowie die bemerkenswerte Spende unseres „Nachbarn“ Daniele Leuci genannt werden.
Wie oben schon gesagt, hat sich die Anzahl der Spieler am Training fast verdoppelt, denn neben den ursprünglichen Teilnehmern aus der Hannoverschen Straße werden diese mittlerweile durch eine weitere Gruppe aus der Jägerstraße in Röllinghausen verstärkt.
Das Training in der Halle ist in drei wesentliche Abschnitte unterteilt. Zuerst erfolgt das Warmmachen, in der Regel verbunden mit spielerischen Herausforderungen, die den Mannschaftsgedanken unterstreichen. Es folgen Übungen, die die Motorik, den Gleichgewichtssinn und die Ausdauer koordinieren. Glücklicherweise verfügt die Halle in Gerzen über das notwendige technische Equipment, mit denen dieser Abschnitt durchgeführt wird.
Erst im letzten Drittel der 90 Minuten wird Fußball gespielt. Meistens mit 3 Mannschaften mit jeweils 5 oder 6 Spielern. Und hier zeigt sich dann der Vorteil der „Leichtgewichte“. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit die Jungs durch die Halle flitzen – allerdings sind sie dabei manchmal noch schneller als der Ball. An der Technik muss sicher noch gearbeitet werden.
Dieses tut der Motivation aber überhaupt keinen Abbruch – im Gegenteil, es wird immer richtig gearbeitet, um das Spiel zu gewinnen, kein Ball wird verloren gegeben.
Es sei hier aber auch deutlich angemerkt, dass diese Trainingseinheiten dazu da sind, den einen oder anderen Nachwuchsspieler zu erkennen, um ihn in den regulären Spielbetrieb zu übernehmen.
Auch neben dem Training versuchen wir, den Flüchtlingen unser Leben wenig näher zu bringen. So haben wir nach dem letzten Übungsabend im Dezember eine kleine Weihnachtsfeier im Clubhaus abgehalten, bei der für jeden der „Jungs“ noch ein kleines Geschenk dabei war.
Dabei die Dankbarkeit in den Augen und den Gesten der jungen Menschen zu sehen ist die Grundlage der Motivation zu unserem fortwährenden Einsatz.
Eine weiterer Anlass, um sie in unsere Gemeinschaft aufzunehmen, war die Einladung zum Sieben-Berge-Cup. Alle, denen es möglich war, zur BBS-Halle zu kommen, waren da und haben sich die Spiele der Mannschaften angeschaut. Auch hier war wieder zu sehen:
Sport verbindet!
Parallel zu der sportlichen Unterstützung haben wir auch eine „Kleiderkammer“ eingerichtet. Diese wird gut angenommen. Falls dies von jemandem koordinierend unterstützt werden möchte bitte melden!
Noch zwei wesentliche Punkte !
Flüchtlinge die sich sportlich betätigen, haben Versicherungsschutz über die ARAG Sportversicherung. Eine Mitgliedschaft ist vorerst nicht notwendig. Die Gesamtinitiative ist kontinuierlich durch das jetzige Team allein nicht zu stemmen. Wir benötigen eher zwei, vielleicht sogar drei „Flüchtlingshelfer“, die bereit sind am Dienstagabend ihre Fußballerfahrung an die jungen Menschen weiterzugeben. Jede Hilfe ist willkommen.
gez. Armin Ahrens